„Hast du keine Lust mehr auf Gemüse in Plastik aus dem Supermarkt, das schon lange Transportwege hinter sich hat?“ „Hast du Lust, Landwirtschaft in unserer Region ökologisch und solidarisch zu erleben und den gesellschaftlichen Wandel aktiv mitzugestalten?“ Viele dieser Fragestellungen haben Schülerinnen und Schüler von Klasse 5 bis 12 dazu bewegt, an dem Projekt „Zusammen ackern“ teilzunehmen. Dabei ging es darum, das Konzept „Solidarische Landwirtschaft (Solawi)“ als eine Alternative zu konventioneller Landwirtschaft kennenzulernen. Die Schülerinnen und Schüler fassten ihre Erwartungen an das Projekt zusammen: „Wir wollen arbeiten, wir wollen säen, pflanzen und ernten und wir wollen die Vor- und Nachteile von ökologischer Landwirtschaft verstehen und dabei den Arbeitsalltag und die Visionen des Landwirts bzw. Gärtners kennenlernen“. Die Motivation und Vorfreude der Schülergruppe zu Beginn der Projektwoche war groß.
In den ersten beiden Projekttagen hatten sich die Schülerinnen und Schüler verschiedene Aspekte der Solawi erarbeitet. „Pflanzen und das geerntete Gemüse haben keinen Preis.“ So erläutert Gärtner Martin Ingelmann den Grundgedanken des Konzepts. Mehrere Privathaushalte, die sogenannten Ernteteiler, tragen die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs / Gärtnerei. Dafür erhalten sie im Gegenzug wöchentlich den Ernteertrag. Somit werden die Lebensmittel in einem eigenen, durchschaubaren Wirtschaftskreislauf vertrieben, nicht mehr über den offenen Markt. Solidarische Landwirtschaft stellt regionale Biolebensmittel saisonal zur Verfügung, sichert die Existenz der Menschen, die dort arbeiten und leistet somit einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung.
Ausgestattet mit theoretischen Grundlagen zur Solawi und vielen Fragen fuhren wir an den letzten beiden Tagen der Projektwoche mit dem Zug in die Naturgärtnerei Ingelmann in Algermissen. Die Gärtnerei arbeitet seit 1998 nach den Prinzipien der solidarischen Landwirtschaft. In Kleingruppen ging es, angeleitet durch Gärtnerinnen und Gärtner, entweder auf´s Feld, in die Folientunnel oder Gewächshäuser. Mit vollem Einsatz bepflanzten die Schülerinnen und Schüler ein Feld mit Zucchinis, ernteten Bohnen und Zwiebeln, rupften meterhohes Unkraut. Außerdem banden sie in den Folientunneln und Gewächshäusern Tomaten und Gurken hoch und topften Pflanzensetzlinge um. Durch den regelmäßigen Transport des anfallenden Unkrauts mit Schubkarren zu den Hühnern erfuhren die Schülerinnen und Schüler beispielhaft den natürlichen Stoffkreislauf der ökologischen Landwirtschaft. Sichtlich begeistert und stolz hatten sie bereits nach drei Stunden 28 Eimer Bohnen und sechs lange Reihen Zwiebeln geerntet und viele Gurken und Tomaten von Unkraut befreit. Als Dank bereitete die Naturgärtnerei uns ein Mittagessen aus ihrem Gemüse zu. Anschließend konnten wir Herrn Ingelmann noch viele Fragen stellen.
Am Ende des Projektes fassten alle Schülerinnen und Schülern ihre Erfahrungen dieser Tage in der Gärtnerei zusammen:
„Das macht so viel Spaß, ist endlich mal etwas Praktisches und ich komme der Umwelt näher.“
„Es ist aber auf Dauer auch sehr anstrengend und zeitaufwändig. Es steckt so viel harte Arbeit hinter guten Lebensmitteln. All dies wird uns als Konsumenten sonst nicht vor Augen geführt. Ich werde nun sorgfältiger mit Lebensmitteln umgehen.“
„Wir sollten uns mit unserer Ernährung und ihrer Herkunft besser auskennen und Lebensmittel mehr wertschätzen.“
In Vorbereitung auf die Präsentation des Projekts für das Schulfest kamen wir zu folgendem Fazit: Wir sollten als Umweltschule auch allen anderen Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bieten, solidarische Landwirtschaft kennenzulernen. Eine der Schülerinnen machte dazu abschließend folgenden Vorschlag: „Ich wäre dafür, dass wir nur noch vier Tage Schulunterricht haben und den fünften Tag alle auf dem Hof in Algermissen mitarbeiten. Das würde uns einfach so viel weiterbringen.“
(Marianne Bader)