„Bei Ihrem Berufsinfoabend habe ich nicht mit einer ganzen Klasse gesprochen, sondern gezielt mit jenen, die sich konkret für die Arbeit der Polizei interessieren.“ Das gefiel Malte Jansen, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Polizeikommissariat Peine. Seinen Eindruck teilten alle 26 Referentinnen und Referenten, die Berufe vorstellten, über welche die 88 Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 11 des Julius-Spiegelberg-Gymnasiums informiert werden wollten. Für jeden Berufszweig, der mindestens dreimal gewünscht wurde, war es gelungen, einen Experten einzuladen.
Die TU und die HBK in Braunschweig, die Ostfalia und die Welfenakademie sowie zahlreiche Vertreter aus der beruflichen Praxis kooperierten. In drei Gesprächsrunden zu je dreißig Minuten konnten sich die Schüler*innen über die beruflichen Anforderungen, die Ausbildung oder das Studium und die Perspektiven eines Berufs informieren.
Illusionen wurden nicht geweckt, sondern ganz konkret benannt, welche Anforderungen jemand erfüllen muss, und dies immer veranschaulicht an einprägsamen Beispielen aus der beruflichen Erfahrungswelt. Tim Wanagat, Pilot bei der Bundeswehr, war vor sechs Jahren als Schüler des JSG durch den Berufsinfoabend auf diesen Beruf aufmerksam geworden.
„Wir fühlten uns sehr gut informiert und ermutigt“, urteilten Ben Pullner und Tabea Wilke, stellvertretend für ihren Jahrgang. „Könnte ich noch einmal hier an einem Berufsinfoabend teilnehmen?“, fragte Cedric Breiding, denn er hätte sich gern über mehr als drei Berufe erkundigt. Vor-und nachbereitet im Unterricht des 11.Jahrgangs erschließt sich diese Möglichkeit am JSG auch für die Jahrgänge 12 und 13.
Es nahmen teil: Herr Marotz (Anwalt), Frau Wenhake (Architektur), Herr Hannemann und Herr Fähnrich (Bankfachwirt/BLSK), Herr Zutz und Frau. Horte (Bauingenieur/in), Frau Meyer (Biolog./chem.-technische, pharmazeutisch-technische Assistenten, Kosmetiker/in), Frau Fritz und Herr Wanagat (Karriereberatung der Bundeswehr und Pilot), Herr Arafat (Wirtschaftsinformatik/Ingenieur), Frau Knust und Frau Reuter (Grafik, Kunst und Design, Visuelle Kommunikation), Herr Dr. Schlüter, (Humanmedizin), Herr Grohmann und Frau Wolff (Journalist/in), Frau Lindemann (Lehramt für Grundschulen), Herr Prof. Dr. Schilde (Maschinenbau / Verfahrenstechnik / Umwandlung von Stoffen / Partikeltechnik / Bio-und Chemieingenieur), Herr Jansen (Polizeiberufe), Herr Wedler (Psychologie), Herr Richter (Rettungssanitäter, Notfallsanitäter), Herr Schwemin (Sozialpädagogik/Jugendhilfe), Herr Mustafi (Übersetzer), Herr Butzke (VW, Welfenakademie).
Erkrankt fehlten leider Herr Pleitner (Physik) und Frau Engelhardt (Tourismusmanagement, BWL).
(Text: Klaus Nührig, Fotos: Michael Aepkers)
Über ihre Eindrücke berichten unsere Schüler*innen Leoni Reinema, Henri Walkling und Tobias Wilke.
Der Anwaltsberuf (Leoni Reinema)
Nach einer kurzen Fragerunde zu unseren Beweggründen, den Vortrag zu besuchen, begann Herr Marotz die Aufgaben eines Anwalts zu erläutern. Ein Anwalt solle den Fall so beleuchten, dass es im Interesse seines Mandanten sei. Zunächst bereite er daher den Fall für den Mandanten vor. Dafür sei es besonders wichtig, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Die Einschätzung, ob der Fall zu Gunsten oder Ungunsten des Mandanten ausfallen würde, teile der Anwalt seinem Mandanten mit. Ein guter Anwalt habe ein Bauchgefühlt entwickelt, so Herr Marotz.
Das Studium umfasst zwei Staatsexamen. Vor dem ersten Staatsexamen würden anspruchsvolle Klausuren und mündliche Prüfungen auf der Agenda stehen, vor dem zweiten ein Referendariat. Dabei arbeitet man in der Verwaltung, bei einem Staatsanwalt, einem Richter und einem Rechtsanwalt. Dies diene dazu, einen näheren Einblick in die verschiedenen Tätigkeiten zu erlangen. Im Anschluss hat der Referendar die Wahl, welchen Bereich er in der Praxis vertiefen möchte. Hier werde oft die finale Berufswahl getroffen. Nach dem zweiten Staatsexamen ist man dann Volljurist und kann der gewünschten Tätigkeit nachgehen.
Die Rechtswissenschaft unterscheidet drei Rechtsfelder: öffentliches Recht, Zivilrecht und Strafrecht. Diese Felder seien jedoch nicht isoliert, sondern würden ineinander greifen. So können alle Vorgänge auf Ebene des öffentlichen Rechts, des Zivilrechts und des Strafrechts analysiert werden. Auch Sprache spielt im Anwaltsberuf eine große Rolle: Eine genaue Wortwahl sei ausschlaggebend. Beispielhaft erklärte uns Herr Marotz dies anhand der Begriffe „Miete“ und „Leihe“, die häufig als Synonyme benutzt werden, juristisch jedoch unterschiedliche Bedeutungen haben. Miete ist die Nutzung eines Gegenstandes im Gegenzug für Geld, bei einer Leihe erhält der Eigentümer kein Geld, obwohl der Gegenstand aufgrund der Abnutzung an Wert verloren hat.
Herr Marotz hat seinen Beruf und die entsprechende Ausbildung sehr anschaulich und kurzweilig dargestellt und konnte sicherlich einige von uns begeistern. Vielen Dank!
Maschinenbau (Henri Walkling)
Angefangen mit allgemeinen Vorstellungen von uns, berichtete Herr Professor Dr. Schilde davon, dass im Bereich des Maschinenbaus sehr viel Digitalisierung stattfindet und man für viele Projekte auch künstliche Intelligenz benutzt.
Er legte uns daraufhin nahe, die Mathe-Vorkurse, welche angeboten werden, zu besuchen und möglichst alle Vorlesungen mitzunehmen. Am Anfang des Studiums, so erzählte er uns, gibt es eine Einführungs- und Orientierungswoche. In dieser Woche bildet man Lerngruppen, mit denen man dann meistens sein gesamtes Studium verbringt. Das Studium an sich besteht aus viel arbeiten, lernen und rechnen. Allgemein ist es nicht verkehrt, Kenntnisse in Mathe, Physik und Chemie zu besitzen, aber das ist je nach Vertiefungsrichtung unterschiedlich. Er erzählte uns, dass der Bachelor 20 Prüfungen beinhaltet.
Des Weiteren gab er uns einen Überblick über die verschiedenen Seiten des Maschinenbaus, da ist zum Beispiel das Wirtschafts-, Bio-, Chemie- und Pharmaingenieurwesen, aber auch die Luft- und Raumfahrtechnik.
Abschließend bekamen wir einen Einblick, wo man den Maschinenbau im Alltag überall wiederfindet:
- Auto (Motor, Reifen, Bremssystem)
- Batterien
- Lebensmittelindustrie
Nicht zu vergessen ist natürlich die Wahl, wofür man sein Wissen verwendet, man kann zum Beispiel Waffen entwickeln, aber auch Medikamente.
Wirtschaftsinformatik / Ingenieur (Tobias Wilke)
Herr Arafat, der als Ingenieur zum Thema Elektronik/Wirtschaftsinformatik eingeladen war, berichtete über seinen Job und den Studiengang, den er abgeschlossen hatte, um in seinen Beruf einsteigen zu können.
Sein Studium dauerte 7 Semester, von welchen er eines im Ausland verbrachte. Dieses galt als optional. Pro Semester bestand er ca. 7-8 Prüfungen. Die Themen waren dabei sowohl wirtschaftlich als auch technisch angelegt.
Jetzt arbeitet er in einer 38h-Woche bei VW beim Produktmanagement für Zubehör der ID-Reihe, also im Bereich der Elektromobilität.
Herr Arafat hat seinen Job mit viel Enthusiasmus rübergebracht und seine Vorstellung kurz genug gehalten, sodass wir im Nachhinein genug Zeit hatten, unsere Fragen zu stellen.
Auch die Braunschweiger Zeitung/Peiner Nachrichten haben über unseren Berufsinfoabend berichtet. Den Artikel können Sie sich hier ansehen.