Was ist Kultur? Was bedeutet kulturelle Anerkennung? Wie können wir diese gewährleisten ohne Grenzen zu schaffen? Und was wünschen wir uns für unser Zusammenleben?

Der neue „Kultur-Traum Raum“ am Julius-Spiegelberg Gymnasium in Vechelde geht genau diesen  Fragen auf den Grund. Dieses interaktive Projekt bietet die Möglichkeit, sich künstlerisch und kritisch mit den Themen Werte, Vielfalt und Anerkennung auseinanderzusetzen.
Im Rahmen eines Seminarfachprojekts unter der Leitung von Politik-Wirtschaft- und Erdkunde-Lehrer Herrn Preis haben acht Schülerinnen und Schüler Workshops entworfen, die eine inhaltliche und künstlerische Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex „Kultur“ darstellen sollten. Ziel war es, dadurch das friedliche und freundschaftliche Zusammenleben zu fördern sowie einen Raum zu gestalten, der informiert und zum Nachdenken und Mitgestalten anregt.

Wunsch-Werte und Traumreise
Für die Jahrgänge 5 bis 7 stand die kreative Auseinandersetzung mit sogenannten „Wunsch-Werten“ im Mittelpunkt. Im Rahmen der „Kultur-Übernachtung“ des Kulturbausteins am JSG wurden verschiedene Spiele zum Heranführen an das Thema Kultur angeboten. Durch eine Traumreise konnten die Kinder in eine imaginäre Welt eintauchen, in der sie ihre Idealvorstellungen von Kultur und Zusammenleben entwarfen. Inspiriert von diesen Traumreisen gestalteten sie den Raum mit poetischen Gedichten, selbst gebastelten Windlichtern und anderen künstlerischen Werken. So dichtete eine Schülerin zum Beispiel über den Angriffskrieg auf die Ukraine und ihre damit verbundenen Sorgen und Hoffnungen für eine friedliche(s) Zukunft und Miteinander.

Gesellschaftliche Vielfalt und das Paradoxon der Anerkennung
„Wir alle haben die Gemeinsamkeit, dass wir Menschen sind. Irgendwie findet man immer Sachen, in denen man gleich ist. Obwohl wir unterschiedlich sind, verbindet uns genau das“, erzählte eine Schülerin. Die Schüler*innen der Jahrgangsstufe 9 widmeten sich der anspruchsvollen Frage, wie Anerkennung gelingen kann, ohne Stereotypen oder Ausgrenzung zu fördern und versuchten selbst Lösungsvorschläge zu entwickeln. Im Zentrum stand das Zitat „We‘ve got to celebrate our differences“ verbunden mit einer kritischen Analyse eines von ChatGPT generiertem Bild. „Das Bild wirkt bunt und fröhlich, weil alle zusammen sind und niemand ausgegrenzt wird“, so ein Schüler. Gleichzeitig kritisierten andere, dass solche Darstellungen oft Klischees bedienen und keine echte Diversität zeigen: „Man darf nicht den Ausdruck einzelner Menschen auf eine ganze Gruppe übertragen.“ Die Diskussion zeigte, wie schwierig es ist, Anerkennung zu gestalten, ohne Stereotypen oder Hierarchien zu schaffen.

Raum der Interaktion und Reflexion
Der „Kultur-Traum-Raum“ ist nicht nur eine Ausstellung, sondern ein Ort der Interaktion. Mindmaps aus den Workshops der Neuntklässler geben Denkanstöße und eine Zettelbox lädt alle Besucher*innen dazu ein, eigene Gedanken zur Bedeutung von kultureller Anerkennung zu teilen. Der Raum ist ein Ausdruck von Wünschen und Hoffnungen, aber auch ein Zeugnis, wie Kunst und Reflexion zusammenwirken können, um wichtige gesellschaftliche Fragen greifbar zu machen.

Mit dem „Kultur-Traum-Raum“ haben die Jugendlichen des JSG einen Ort geschaffen, der zum Nachdenken über Werte, Vielfalt und das Verbindende einlädt – und zum friedlichen und freundschaftlichen Zusammenleben.

(Leoni Reinema, Projektleitung – Seminarfach Extreme, Jg.13)