„Könnte ich noch einmal hier an einem Berufsinfoabend teilnehmen?“, hatte vor einem Jahr ein Elftklässler gefragt, denn er hätte sich gern über mehr als drei Berufe erkundigt. Das war möglich, und so nutzte er auch in diesem Jahr die Chance, sich über weitere Berufe zu informieren.
Die Wünsche der 98 Schülerinnen und Schülern der Jahrgangs 11 entschieden darüber, welche Berufszweige eingeladen wurden. Gab es mindestens vier Interessenten für ein Berufsbild, wurden Ansprechpartnerinnen und -partner gesucht.
Die Chance, sich nicht nur im Internet, sondern im persönlichen Gespräch mit einem konkreten Gegenüber über die Ausbildung oder das Studium und die konkreten Anforderungen in der beruflichen Praxis zu erkundigen, wurde auch in diesem Jahr mit großem Interesse wahrgenommen. Große Zufriedenheit und der Wunsch, noch länger und noch über mehr Berufe informiert zu werden, herrschten auch in der Nachbesprechung.

Mit 23 Gästen konnten Gespräche in drei Runden zu je dreißig Minuten geführt werden. Und auch in diesem Jahr kooperierte unser Gymnasium mit der TU Braunschweig, der Fachhochschule Ostfalia, der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, der Bundeswehr, der Braunschweigischen Landessparkasse, den Peiner Nachrichten und VW. Eingeladen waren zudem viele Gäste, die aus einer langjährigen beruflichen Praxis berichten konnten.

Wir bedanken uns für die hervorragende Zusammenarbeit ganz herzlich bei unseren Gästen:
Herr Marotz (Anwalt); Frau Wenhake von der TU BS (Architektur); Herr Fähnrich und Frau Höhn (Bankfachwirt/in/BLSK);  Herr Zutz (Bauingenieur); Frau Meyer (Biolog./chem.-technische, pharmaz.-techn.Assistenten, Kosmetiker/in, Dr. von Morgenstern Schulen);  Herr Wohlmacher und Herr Wanagat (Bundeswehr, Pilot); Frau Zobel und Frau Bolle (Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste BS);  Frau Efken (Humanmedizin);  Herr Grohmann (Journalist von der Braunschweiger Zeitung); Frau Lehmann (diesmal leider erkrankt) von der Grundschule Vechelde; Herr Professor Dr. Schilde  (Maschinenbau/Verfahrenstechnik/Umwandlung von Stoffen/Partikeltechnik/ Bio-und Chemieingenieur an der TU BS);  Herr Jansen und Frau Matthies (Polizeiberufe),  Herr Wedler (Psychologie), Herr Richter  (Rettungssanitäter, Notfallsanitäter), Herr Schwemin  (Sozialpädagogik/Jugendhilfe), Herr Beens (Sportmanagement an der FH Ostfalia), Frau Schartner (Tourismusmanagement, Stadt- und Regionalmanagement/BWL), Herr Otto (Volkswagen).
Auch zwei unserer Kollegen informierten über Berufe. Herr Pitkamin (Physik u. Lehramt für Gymnasien) und Herr Mustafi (Übersetzer, Dolmetscher).

Wir, das Team unserer Fachgruppe Politik/Wirtschaft, haben uns sehr darüber gefreut, wie interessiert unsere Schüler*innen das Angebot unserer Gäste wahrgenommen haben. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass Menschen in ihrer Freizeit Schulen besuchen, um Jugendliche über Berufswege zu informieren. Wir Politiklehrer/innen empfanden auch die vielen Gespräche, die unsere Gäste noch nach der Veranstaltung mit uns führten, als bereichernd.

Auch in diesem Jahr beschreiben zwei unserer Schülerinnen am Beispiel eines Berufs ihre Eindrücke. Wir bedanken uns dafür bei Rianne Schumacher und Merisa Skejić.

(Klaus Nührig, Beauftragter für die Berufsorientierung am JSG)

 

Rianne Schumacher: Studiengang „Visuelle Kommunikation“

Am Berufsinfoabend unserer Schule am 30. November besuchten uns diverse Gesprächspartner, die uns ihren Berufsweg vorgestellt haben. Doch nicht nur Medizin oder die Bank waren vertreten, auch kreative Berufe und Studiengänge wurden uns gezeigt. Dazu kamen zwei Studentinnen der HBK Braunschweig, Hochschule für Bildende Künste, welche dort Visuelle Kommunikation studieren.

Die eigentliche Ansprechpartnerin, welche tatsächlich im Bereich Grafik&Design tätig ist und kommen sollte, könne leider nicht, weshalb die beiden eingesprungen seien, erklärten sie. Dementsprechend lernten wir natürlich mehr über das Studentenleben und die dortigen Studiengänge mit Schwerpunkt auf der Visuellen Kommunikation als über die Arbeitswelt und die sich daraus ergebenen Möglichkeiten oder den Arbeitsalltag, schließlich können Studenten auch nur über ihre bisherigen Erfahrungen berichten.

Doch schließlich ist der Studiengang der erste Schritt und das, mit dem wir Schüler wahrscheinlich zuerst in Berührung kommen werden, es war also trotzdem interessant, mehr darüber zu erfahren.
An der HBK gibt es 3 mögliche Studiengänge bzw. Schwerpunkte:
– Kunst: Freie Kunst, Kunst-Pädagogik, Darstellendes Spiel
– Design: Visuelle Kommunikation (Grafik&Design), Design in der digitalen Gesellschaft
– Kunst/- Medienwissenschaft
Häufig müssen mehrere davon belegt werden. Die ersten beiden Semester sind Grundlagensemester, danach können Bereiche oder Schwerpunkte gewählt werden. Wer sich nicht entscheiden mag, kann aber auch alles durchlaufen, so würden es die beiden auch gerade machen.
Die Tage seien lang, aber sehr frei, also weniger Vorlesung als praktische Arbeit, da viel Wert auf freie Entfaltung gelegt werde, erzählten sie. Dazu habe die Hochschule eine sehr gute Ausstattung mit diversen Werkstätten, beispielsweise ein Fotostudio, Papierdruck, Buchbindung u .v. m., welche für die Studenten zugänglich seien.

Auch auf die Voraussetzungen für ein solches Studium wurde natürlich eingegangen. Für einen künstlerischen oder kreativen Studiengang ist der N.C. weniger wichtig als die Kunstmappe, welche ein Zugangskriterium ist. Darin sollten 20-30 Werke sein, genauere Kriterien hängen natürlich immer von Studiengang und Universität ab. Von „Bananen, Turnschuhen, Totenköpfen und Mangas“ als Motive in der Mappe wurde uns allerdings konkret abgeraten.
Auch ein „Freies Jahr“ nach dem Abitur, beispielsweise ein FSJ, wäre in kreativen Studiengängen gern gesehen, sozusagen als Selbstfindung in der Kunst oder Kreativität.

Aber was kann man denn nun mit einem solchen Studium anfangen? Das haben wir uns natürlich auch gefragt. Es gebe viele verschiedene Richtungen, die beiden, also mit dem Studium der Visuellen Kommunikation, streben eine Karriere in Richtung Werbeagentur an. Generell könne man natürlich allen künstlerischen Berufen nachgehen, ob Buchbinder oder Illustrator, Fotograf oder Tattoo-Artist.
Auf die Frage, ob viele Studenten ihr Studium an der HBK abbrechen würden, lautete die Antwort: Nein. Denn es würden nur wenige dort angenommen, im letzten Semester seien es zum Beispiel nur etwa 25 neue. Die Arbeitsgruppen und Jahrgänge sind natürlich dementsprechend klein und individuell.

Ich persönlich fand den Vortrag durchaus interessant – auch wenn Informationen zum Studium natürlich vergleichsweise leicht auch so herauszufinden sind. Wer das tun möchte, kann auch am 6.2.24 zum Studieninformationstag der HBK kommen. Leider konnten keine konkreteren Fragen zum Berufsleben gestellt oder beantwortet werden. Ich hoffe trotzdem, dass dieser Bericht wenigstens die eine oder andere Frage beantworten konnte.

 

Merisa Skejić: Journalismus

Herr Grohmann berichtete über seine Karriere und die Entwicklungen im Bereich des Journalismus. Zu Beginn wurden ihm Fragen gestellt, z.B.: ,,Warum sind Sie Journalist geworden?“
Darauf antwortete er, dass er nicht wusste, was er nach dem Abitur werden wollte. Eines seiner Hobbys war Hockey. Herr Grohmann hatte großes Interesse an Sportaktivitäten, die Frage, die er sich nun stellte, war, wie er damit Geld verdienen konnte. Er studierte in Göttingen Sport- und Kommunikationswissenschaft. Da Journalismus ein freier Beruf war, konnte man auch ohne ein spezielles Studium Journalist werden. Um überhaupt Journalist zu werden, empfiehlt er, Praktika zu machen, denn nur dadurch bekommt man ein genaueres Bild des Berufs. Herr Grohmann hat nach seinen Praktika eine zweijährige Ausbildung zum Redakteur absolviert. Heutzutage ist er Sportredakteur bei der Braunschweiger Zeitung.

Eine weitere Frage war: ,,Wie sieht ein Arbeitsalltag aus?”
Seine Antwort war deutlich: Es gibt eine enorme Veränderung, denn die Digitalisierung wird immer attraktiver.
Obwohl Herr Grohmann die Vorteile der Digitalisierung sieht, ist er selbst kein großer Fan von ihr. Die  Auflage vieler Papierzeitungen sank z.B. von 200.000 auf 80.000 Exemplare. Der Druck auf die Journalisten steigt, denn neue Artikel müssen schnell veröffentlicht werden. Herr Grohmann vertritt die Position: „Gründlichkeit vor Schnelligkeit”.
Das sogenannte „E-Paper” wird für die jüngere Generation immer attraktiver. Die Journalisten achten darauf, dass sie zu bestimmten Zeiten neue Berichte veröffentlichen, nämlich dann, wenn die Lesequote am höchsten ist. Diese Quote ist wiederum altersabhängig. Jedoch ist es durch den Umbruch deutlich anstrengender geworden, denn früher hatte man Feierabend gegen 20.00 – 21.00 Uhr. Inzwischen variiert es extrem. Wenn es um aktuelle Themen geht, versucht man so schnell es geht, einen Ansprechpartner oder Informationen zu finden. Interviews und Fotos gibt es um jede Uhrzeit, damit man der  Konkurrenz möglichst überlegen ist. Hier geht man nach dem Prinzip vor: „Wer zuerst kommt, malt zuerst.” Wichtig ist, dass der Bericht schnell online geht, bevor er gedruckt wird. Der Artikel muss die richtige Überschrift haben und zur richtigen Uhrzeit veröffentlicht werden, damit der Artikel die Leser anspricht. Hierbei besteht die Aufgabe auch darin, manche Berichte nicht zu voreilig zu veröffentlichen. So soll bei einem Unfall nicht die Familie des Unfallopfers durch eine Pressemitteilung erfahren, was geschehen ist.

Die letzte Frage des Abends war: „Was macht Ihnen Spaß am Beruf?”
Daraufhin antwortete er, dass er ihm momentan nicht mehr so viel Spaß macht, jedoch interessiert ihn immer noch der lokale Journalismus, wie auch das Recherchieren und Verfassen von Texten. Den kleinen Adrenalinschub, um unveröffentlichte oder nicht preisgebende Informationen herauszufinden, besitzt er immer noch. Im Beruf bleibt es vor allem wichtig, dass man ein großes Interesse am Recherchieren, Analysieren und Interviewen besitzt.
Herr Grohmann erwähnte auch, dass die Erfahrungen mit Menschen, die er kennengelernt hat, ihn manchmal an eine emotionale Grenze brachten. Doch jede Erfahrung brachte auch einen Fortschritt in seinem Beruf. Er lernte die unterschiedlichsten Menschentypen kennen, die für ihn total interessant waren.
Obwohl er leider auch Schicksalsschläge in seiner Berufswelt erlebt hat, verlor er nie das Interesse am Beruf, auch wenn seines Erachtens seine Arbeit im Journalismus mit der Zeit anstrengender und unvergleichbarer geworden ist.

Meines Erachtens bekam ich durch Herrn Grohmann einen sehr realistischen und ehrlichen Einblick in die Welt eines Journalisten. Es war gut, dass er offen über die positiven wie auch die negativen Aspekte gesprochen hat. Zudem ist er ein sehr offener, gesprächiger und freundlicher Mensch, weshalb das Gespräch für mich immer interessanter wurde.